168 S., € 15,00
Santiago, 2008
ISBN 978-3-937212-27-2
Im fernen Paris wird der Kunstprofessor Howard Storm von einem Zwölffingerdarmdurchbruch überrascht. Doch die Operation lässt auf sich warten...In einem wahren Märtyrium gelingt es schließlich der Seele, sich soweit vom Körper zu lösen, dass sie ins Licht geht. Das geschieht genau in dem Moment, in dem er, der Atheist, voller Verzweiflung rief: “Jesus, rette mich!“ Dieses Schlüsselereignis führte konsequenterweise dazu, dass Storm später Theologie studierte und schließlich als Pfarrer der United Church of Christ ordiniert wurde.
Da der Bericht über Howards Nahtoderlebnis erst niedergeschrieben wurde, als er bereits mit den christlichen Denkmodellen vertraut war, fließt natürlich eine entsprechende Interpretation ein. Dazu gehört, dass einem Nichtchristen die Hölle vorbehalten ist. Also musste nach dieser Logik das, was er bis zum Verzweiflungsschrei erlebte, sein natürliches Schicksal nach dem Tode sein. Demgegenüber sind die negativen Erlebnisse zu Anfang eher aus der körperlichen und seelischen Verfassung des Autors zu erklären, als dass sie als Beleg für christliche Höllenvorstellungen dienen könnten.
Dieses Beispiel allein macht deutlich, wie wichtig es ist, Nahtoderfahrungen miteinander zu vergleichen und sich eines vorschnellen Urteils zu enthalten. Auch wird es nötig sein, diese in einem größeren - allerdings nicht ideologisch gefärbten - Kontext zu betrachten.
Von diesem „Schönheitsfehler“ abgesehen, schildert der Autor recht lebendig und nachvollziehbar, was sich bis zu seiner völligen Wiederherstellung ereignete. Dabei durchbrechen die Mitteilungen, die er im außerkörperlichen Zustand erhielt, durchaus konventionell christliche Vorstellungen. Gott lasse Fehler zu, da er weiß,„dass wir die Konsequenzen unserer Verfehlungen selbst erleben werden“(= Karma) und „es braucht mehr als die Erfahrung eines einzelnen Erdenlebens, um zu lernen, wie man die Liebe leben kann“(= Reinkarnation). Auf die Frage, welches die beste Religion sei, erhält er die undogmatische Antwort „the one, that brings you closest to God!“, also die, die dich Gott am nähesten bringt. Gott habe "uns nicht geschaffen, damit wir in geistlosem Gehorsam seine Sklaven sind", sondern damit wir aus innerem Bedürfnis ihm nahekommen. Folgerichtig wird betont, dass „die Mystiker der verschiedenen Religionen" uns auf die „wahre Natur der Wirklichkeit" hinweisen.
„Was uns von Gott trennt, ist unsere Einbildung, dass wir von Gott getrennt wären. Was uns dagegen mit Gott vereint, ist die Wahrnehmung [oder Glaube], dass wir mit Gott eins sind.“ Er hat sich in Jesus Christus „mit uns identifiziert, so dass es auch uns möglich wird, uns mit ihm zu identifizieren.“ Fragen und Zweifel seien Wege zu Gott, denn „Gott gab uns die Fähigkeit , unsere Vernunft zu gebrauchen, um Dinge in Frage zu stellen, zu untersuchen, und um die Gültigkeit unserer Gedankengänge zu testen." Bemerkenswert ist auch ein Blick in die Zukunft, in der die Menschen in äußerster Einfachheit mit der Natur in Harmonie leben, die ihnen alles schenkt und eine Technologie überflüssig macht.
Alles in allem, ein sehr anregendes und mutmachendes Buch!